Traurig aber wahr. Wie ein Nebelschleier legt sich der Fußball-Wahnsinn um den Verstand der Leute und macht sie zu willenlosen Mitläufern, die ihrem Herdentrieb folgen. Selbst (vermeintlich) erwachsene Menschen sind sich nicht zu schade, mit ballförmiger Mütze und Deutschland-Schminke im Gesicht am Supermarkt an der Kasse zu sitzen. Menschen, für die ich heute nicht einmal ein „schönen Abend noch!“ übrig habe. So peinlich und abstoßend wirkt das auf mich. Stattdessen bezahl‘ ich schweigend meinen Kram und verlass den Laden so schnell es geht. Wir schreiben den 23. Juni 2010, und in wenigen Minuten, um 20:30, wird sich entscheiden, ob es für Deutschland bei dieser Fußball Weltmeisterschaft eine Zukunft gibt. Ich sag nur: Hoffentlich, hoffentlich nicht! Die Deutschen haben es bitter nötig, sich mal wieder so richtig haushoch vor der ganzen Welt zu blamieren. So extrem, dass sich die fahnenschwingenden Patrioten auf Jahre hinaus nicht wieder auf die Straße trauen.
Wer das jetzt liest, der fragt sich sicher: „Was hat der bloß gegen den Sport?“
Garnichts habe ich gegen den Sport. Sicher kann Fußball ein schöner Sport sein. Aber die Fußball Weltmeisterschaft ist kein Sport. Sie ist eine reine Marketingschlacht. Gemacht um das Kind im Erwachsenen zu wecken, dass an der Kasse nach Süßigkeiten bettelt. Auch gegen Fans habe ich nichts. Aber was hier derzeit wieder grassiert, das ist mehr eine Seuche. Denn die Fahnen und T-Shirts haben ihre Message verloren. Es steckt keine Aussage mehr dahinter. Viele könnten nicht mal im Ansatz begründen, warum sie da eigentlich mitmachen. Was sie eigentlich erreichen wollen, und warum. Es geht nurnoch darum dabei zu sein, mit der Masse zu brüllen, mit den anderen einer Meinung zu sein – ganz egal welcher. Denn es sind ja nicht nur die, die sich sonst auch ernsthaft für diesen Sport interessieren, sondern auch die, die bisher noch nie ein Spiel gesehen haben.
Dieser Herdentrieb ist es, der mich stört. Der mal wieder beweist, wie leicht sich milliarden Menschen manipulieren lassen.
Und das ist vor allem eins: Sehr sehr besorgniserregend!
Ich kann deine Beweggründe für diesen Blog nicht im Geringsten nachvollziehen. Würdest du dich über den Lärm, die Pöbeleien oder die Autokorsos aufregen – ok…Aber sich über den Herdentrieb, das „Wir“ Gefühl (und ja, wir sind nicht die Mannschaft) bei einer großen Party zu beklagen, ist mir vollkommen unverständlich. Dieses „Wir“ – Gefühl tut der Wirtschaft gut, der allgemeinen Stimmung und eben auch der einzelnen Seele. Warum sollten wir denn auch emotionslos zu Hause alleine vor der Flimmerkiste zu sitzen? Welchen Vorteil hätte das?Du sprichst vom Kind im Erwachsenen. Scheinbar hast du (leider) dieses Stück in dir vollends verloren. Man sollte nie aufhören ein Stück weit Kind zu sein und das Leben da zu genießen, wo man nur kann. Es ist ansonsten schon oftmals bitter und ernst genug.Just my 2 Cents – Grüße
Also erstmal zum Wohl der Wirtschaft: Der Trend geht immer mehr dahin, Geld mit Dingen zu verdienen, die keinen Gegenwert bieten. Die Kaufentscheidung basiert hier eher auf psychologischen Grundlagen, als darauf, dass die Ware einen Zweck erfüllt. Diese Art der Wirtschaft gut zu tun lehne ich, wie ich denke, zurecht ab.
Das Problem bei dem „Wir-Gefühl“ ist, dass es gefährlich ist, wenn kein gemeinsames Interesse oder auch Ziel dahinter steht. Denk an die Weltkriege, wo da Gefühl ein Volk zu sein dazu geführt hat, dass sich Milliarden wie Marionetten haben dirigieren lassen. Das soll jetzt nicht heißen, dass Fußball-Fans Nazis sind, nur weil sie Deutschland-Fahnen schwenken! Mir ist auch klar, dass es sich in diesem Fall um ein rein sportliches Bekenntnis zu einer Mannschaft handelt!!! Dennoch zeigt das ganze, egal ob mit Nationalflaggen oder ohne, wie leicht es ist Menschen über ein Wir-Gefühl unreflektiert zu kontrollieren, und wir sollten uns der allgemeinen Gefahr die von dieser Neigung ausgeht bewusst werden.
Lass es mich anders ausdrücken: Ein großteil der Leute nutzt die WM NUR und AUSSCHLIEßLICH, um einen Grund zu haben, sich IRGENDWO dazugehörig zu fühlen (wo sie nicht dazu gehören!) und sich vollaufen zu lassen. Und das geht mir gehörig auf den Sack! Deswegen rege ich mich eben gerade nicht über den Lärm oder die Autokorsos auf. Denn da sind sicher einige echte Fans dabei, und deren Manschaft hat gerade gewonnen. Denen möchte ich nicht das Recht absprechen, diesen Sieg zu feiern. Sie haben doch allen Grund dazu! 🙂